Sich in ungezwungenem Rahmen über Bücher austauschen, Lesetipps empfangen, eine Kritik wagen, sich überzeugen lassen, lesen, auslesen, vorlesen, diskutieren… Mach mit bei den Leselustigen. Tauche ein in die wunderbaren, poetischen, lehrreichen, ins Denken bringenden literarischen Welten jeden Genres und aus mehreren Epochen.
Wir treffen uns monatlich zum lustvollen Book-Talk. Jeder Mensch ist herzlich willkommen. Hier findest du eine kurze Anleitung, wie du dein Buch in der Runde vorstellen kannst. Weitere Infos bei
Amira: 076 250 05 58.
Für alle, die nicht dabei sein können, sind die Büchertipps
der Leselustigen auch im Bücherschrank am Marktplatz und bei Bücher Lüthy in Grenchen präsent.
Gute Literaturverfilmungen sieht man nicht häufig. Grandiose sind selten. In der Juni-Runde der Leselustigen wurde eine solche vorgestellt: «Die Legende vom Ozeanpianisten» ist die Verfilmung des Buchs «Novecento», das unten beschrieben wird. Regisseur ist Guiseppe Tornatore («Cinema Paradiso»), die Musik schrieb Ennio Morricone («Spiel mir das Lied vom Tod»). Spontan entstand die Idee, dass die Literarische Gesellschaft für einmal eine Filmvorführung organisiert. Wenn sie zustande kommt, werden die Mitglieder rechtzeitig informiert.
Erste Tage des Jahres 1900, im Musiksaal eines Ozeandampfers: auf dem Flügel liegt ein verlassenes Baby. Die Matrosen nennen den Jungen Novecento und ziehen ihn auf. Er wird ein Piano-Wunder,
sein Ruhm verbreitet sich auch an Land. Land, das er nie betreten wird. Auch nicht, als der Dampfer mit Dynamit abgewrackt werden soll? Isabella: «Die Geschichte ist so wunderschön, dass sie mich
zum Weinen bringt, als Buch und als Film.»
Alessandro Baricco: Novecento, die Legende vom Ozeanpianisten. Italienisch 1994 / deutsch aktuelle Auflage 2018, Atlantik Verlag, 96 S.
Anna: «Mein Buch hat eine wahnsinnig schöne Sprache, aber die Geschichte ist nicht schön. Und doch hat sie mich tief berührt.» Was passiert mit Eltern, wenn ihre Tochter stirbt? Was, wenn der
Mann findet, man müsse weiterleben, die Frau aber sagt, sie könne das nicht? Intensiv und dicht wird geschildert, wie viel Kraft es kostet, zurück ins Leben zu finden und die Trauer als
Begleiterin zu akzeptieren.
Daniela Krien: Mein drittes Leben. 2024, Diogenes, 304 S.
«Papa, erkläre mir, was ist Krieg?» fragt Francesca Melandri ihren Vater. Er muss es wissen, denn als einer von wenigen überlebte er 1942 den Einsatz der italienischen Gebirgsjäger in Russland,
resp. der Ukraine. Zeit seines Lebens hat er über diese Zeit geschwiegen, wie ganz Italien. Jetzt ist er tot. Also muss sich die Tochter ihre Fragen selbst beantworten. Sie tut dies anhand von
Parallelen zum aktuellen Ukraine-Krieg. Unerschrocken geht sie der Frage nach, was Krieg in den Köpfen und Körpern von Menschen anrichtet. Jan Herman: «Sie will wissen, nicht verurteilen. Das
macht das Buch wertvoll.»
Francesca Melandri: Kalte Füsse. Italienisch und deutsch 2024, Wagenbach, 288 S.
Was würde passieren, wenn es keine Bienen mehr gäbe? Drei ineinander verwobene Geschichten leuchten dieses globale Umweltproblem aus. Auf unterschiedlichen Zeitebenen und in verschiedenen
Kontinenten: England 1852, USA 2007, China 2098. Ursi: «Jede Geschichte ist auf eigene Art geschrieben. Alle sind intensiv. Und die Vorstellung einer Welt ohne Bienen ist beklemmend.» Dieses Buch
ist der Auftakt des «Klimaquartetts» von Maja Lunde, einer Reihe von vier Romanen, die sich mit Umwelt- und Klimafragen befassen.
Maja Lunde: Die Geschichte der Bienen. Norwegisch 2015 / deutsch 2017, btb, 528 S.
Der Angst, ihre Anziehungskraft in den Wechseljahren zu verlieren, begegnet eine Künstlerin mit skurrilen Einfällen, die sie in einem Motelzimmer mit einem jungen Mann umsetzt. Nach zwei Wochen
muss sie aber wieder zu ihrem Mann zurück. Myriam: «Ich weiss, bei diesem Buch scheiden sich die Geister. Mich hat der Twist fasziniert und die schrankenlose Ehrlichkeit beeindruckt, sich selbst
und andern gegenüber. Was passiert mit meinem Körper? Wie gehe ich in einer guten Beziehung damit um, wenn mich jemand anders tief berührt?»
Miranda July: Auf allen vieren. Amerikanisch und deutsch 2024, Kiepenheuer & Witsch, 416 S.
Die Geschichten von 15 Menschen und die Geschichte des Hauses an einem märkischen See, in dem sie heimisch sind: so wird die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts erlebbar. Themen wie Flucht
und Vertreibung, Exil und Identität spielen eine Rolle. Thesi: «Die Lektüre ist anspruchsvoll. Die Geschichten werden ineinander verwoben und nicht chronologisch erzählt. Jedes Schicksal hat eine
eigene literarische Form, alle in einer fantastischen Sprache. Mir hat zu denken gegeben, dass die Wiedervereinigung für die Menschen in der Ex-DDR nicht nur positiv war.»
Jenny Erpenbeck: Heimsuchung. 2008 / 2018 / 2024, Penguin, 192 S.
Wie spannend können 17 Minuten sein? Amira haben sie atemlos gemacht. «Dieser historische Moment zeigt, wie ein einzelner Mensch das Schicksal der Welt bestimmen kann.» 1983 geht in einer
russischen Abwehrstation der Alarm los. Ist es der Erstschlag der USA oder ein Fehlalarm? Der Oberstleutnant Stanislaw Petrow muss die Antwort finden, die gegebenenfalls den alles vernichtenden
atomaren Krieg zwischen den USA und Russland auslöst. Er hat 17 Minuten dafür. Diese Minuten unter grösstem Druck erlebt und durchleidet man mit ihm.
Lukas Maisel: Wie ein Mann nichts tat und so die Welt rettete. 2025, Rowohlt, 128 S.