Leselust

Sich in ungezwungenem Rahmen über Bücher austauschen, Lesetipps empfangen, eine Kritik wagen, sich überzeugen lassen, lesen, auslesen, vorlesen, diskutieren… Mach mit bei den Leselustigen. Tauche ein in die wunderbaren, poetischen, lehrreichen, ins Denken bringenden literarischen Welten jeden Genres und aus mehreren Epochen.

Wir treffen uns monatlich zum lustvollen Book-Talk. Jeder Mensch ist herzlich willkommen. Hier findest du eine kurze Anleitung, wie du dein Buch in der Runde vorstellen kannst. Weitere Infos bei Amira: 076 250 05 58.
Für alle, die nicht dabei sein können, sind die Büchertipps der Leselustigen auch im Bücherschrank am Marktplatz und bei Bücher Lüthy in Grenchen präsent.


Unsere nächsten Treffen

  • Mittwoch, 29. Oktober, 19 Uhr, bei Yvonne Kieliger, Hofweg 35
  • Dienstag, 18. November, 19 Uhr, bei Katja Leudolph, Weinbergstrasse 41

 

 



Leselust September 25

Gegensätzliche Meinungen können eine Gruppe spalten. Oder zu aufschlussreichen Diskussionen führen. Der Trick? Man ist interessiert an der Meinung der andern. Bei uns Leselustigen ist das der Fall. So erlebten wir denn einen spannenden Abend mit dem Debütroman «Walzer für Niemand» der Musikerin Sophie Hunger. Es ist das zweite Buch in diesem Jahr, auf das wir uns als gemeinsame Lektüre geeinigt haben. 


Sophie Hunger: Walzer für Niemand. 2025, Kiepenheuer & Witsch, 192 S.


Sophie Hunger ist eine Schweizer Musikerin. Sie debütierte 2008 mit ihrem Album «Monday‘s Ghost» (Universal Jazz France) und spielte 2010 als erste Schweizer Künstlerin beim Glastonbury Festival. In Deutschland erhielt sie 2015 den LEA für die beste Live-Tournee und 2019 den Preis für Popkultur. In Frankreich erhielt sie 2017 den Prix Lumières für ihre Filmmusik des Oscarnominierten Films «Ma Vie de Courgette». Sie studierte Anglistik und Germanistik in Zürich, Konstanz und Bern.

 Der Inhalt des Buchs

Sophie Hunger erzählt vom Aufwachsen mit der Kraft der Musik. Von der innigen Freundschaft mit «Niemand». Und davon, was wir verlieren müssen, um etwas zu werden. Eingestreut sind Recherchen zu den Walserinnen, dem alemannischen Volk, das den Alpenraum besiedelte (Sophie Hunger stammt mütterlicherseits von ihnen ab).

 

Die Diskussion

Über die ersten Seiten waren sich alle einig: man musste sich durch sie hindurchbeissen. «Es war ein happiger Einstieg» lautete der Tenor. Die eine Hälfte unserer Gruppe wurde danach reich belohnt, kam in einen Sog. Für die anderen blieb es ein Durchbeissen bis zum Ende - ohne die Leserunde hätten sie das Buch nicht zu Ende gelesen. 

Zu rätseln gab Niemand. Wer ist er? Ein enger Freund? Der erste Geliebte? Ein Alter Ego? Ein Begleiter, den sich ein einsames Kind ausgedacht hat? Ein Teil von Sophie Hunger? «Eigentlich», so das Fazit, «ist das überhaupt nicht wichtig. Wichtig ist einzig die Rolle, die Niemand für die Entwicklung der Musikerin spielt.»

 

Wer kam in den Sog? Und warum?

Für Myriam, Katja, Maya und Thesi entfaltete sich der Zauber, nachdem sie entdeckt hatten, dass das Buch «am Stück» gelesen werden wollte. Thesi stiess auf eine mystische Geschichte. «Sie drückt aus, was ich spüre und nicht in Worte fassen kann. Das hat mich tief berührt.» Katja fand nach dem Einstieg in den Sprachrhythmus. «Es liess mich nicht mehr los. Mir gefallen vor allem die superschönen Metaphern. Und die erwähnte Musik werde ich mir anhören.» Für Myriam ist es ein zärtliches, mutiges und trauriges Buch. «Diese unglaubliche Einsamkeit, wie sie nur zu wenig beachtete Kinder kennen. Das Buch bildet den Menschen Sophie Hunger gut ab. Zwischendurch ist es etwas geschwätzig, aber der Schluss ist sagenhaft.» Maya brauchte mehrere Anläufe. «Plötzlich war dann da etwas Magisches. Eine stille Traurigkeit, eine enge Verbundenheit, eine leise Sehnsucht. Die mich gefesselt hat und zum Nachdenken brachte: Was bedeutet Leben, die Liebe, die Musik als Inhalt des Seins?»

 

Wie war das Durchbeissen?

«Walzer für Niemand» war Annas Vorschlag für die Liste, aus der wir die gemeinsame Lektüre auswählten. Ausschlaggebend war Sophie Hungers Musik, die sie mag. «Aber der Roman ist mir zu abstrakt. Ich habe mich so richtig durchgequält.» Jan-Herman hat drei Mal angesetzt, bevor er das Buch dann in einem Zug las. «Die Musik nimmt derart viel Raum ein, dass ich der Geschichte nicht folgen konnte, weil ich die Musik nicht kenne. Mit der Sprache konnte ich auch nichts anfangen. Und die Haltung, jemanden einfach fallen zu lassen, wenn man ihn nicht mehr braucht, widerstrebt mir.» Ursi wollte nach zwei Seiten aufgeben, fand dann Parallelen zu ihrer eigenen Jugend und kam so etwas rein. «Bemüht kam mir dieses Buch vor. Zu sehr auf Aussenwirkung bedacht. Oder liess sie sich zu sehr von ihren literarischen Vorbildern leiten?» Isabella hat nicht durchgebissen – nach einer Leseprobe in der Buchhandlung war klar: «Das ist kein Buch für mich.»

 

Die einhellige Quintessenz

Das Buch ist wie die Musik von Sophie Hunger – beides ist nicht einfach. 



Weitere Buchtipps